Limes, Augusta Vindelicum, Via Claudia Augusta – Namen aus der Zeit des Römischen Reiches, die dem ein oder anderen Geschichtsinteressierten aus unserer Gegend bekannt sein dürften. Weniger bekannt ist vielleicht die Tatsache, dass die Römer auch unmittelbar um Bad Grönenbach ihre Spuren hinterlassen haben.
Ausgehend von der ältesten schriftlich erwähnten Stadt Deutschlands, Kempten, dem römischen Cambodunum, führte eine Römerstraße Richtung Norden über Memmingen nach Kellmünz zum römischen Kastell Caelius Mons. Diese Römerstraße verlief östlich von Bad Grönenbach. Eine Römerstraße umfasste in der Regel Befestigungen, sogenannte Burgi, die sich teils konkret nachweisen lassen. Ein solcher dokumentierter Burgus entlang dem Straßenverlauf findet sich bei Hörensberg, ehemals bestehend aus einem quadratischen Turm von ca. 11 Meter Seitenlänge. Leider ist dieser Burgus völlig zerstört und wird von einer Kiesgrube eingeschnitten. Der nächste Burgus Richtung Norden befindet sich schon auf Bad Grönenbacher Flur. Der Bayerische Denkmalatlas weist das Bodendenkmal bei Waldegg aus, ebenfalls eingeschnitten durch eine ehemalige Kiesgrube. Der weitere Verlauf der Römerstraße führte vermutlich entlang Schulerloch über Raupolz, wobei hier der Standort eines Burgus nicht eindeutig bekannt ist, weiter nach Woringen. In Woringen wird der nächste Burgus in der Literatur beim sogenannten Vogelhäusle verortet, während das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege diesen im Bereich der evangelischen Kirche lokalisiert. Etwas südlich von Dickenreis im Wald gelegen, ist der Standort eines solchen Burgus jedoch wieder gesichert.
Von der Römerstraße selbst ist auf unserem Gemeindegebiet nichts mehr zu erkennen, dennoch haben die Römer sehr wohl Spuren hinterlassen. Im Jahr 1990 wurde nordöstlich von Thal, kurz vor Wolfertschwenden, ein römischer Gutshof mit Fußbodenheizung ausgegraben. Erst vor kurzem, im Jahr 2021, fanden östlich von Zell im Zuge von Kiesabbauarbeiten archäologische Ausgrabungen statt. Hier wurde ein römischer Gutshof entdeckt. Diese vermutlich aus der römischen Kaiserzeit (27 v. Chr. bis 284 n. Chr.) stammende Villa Rustica diente als Bauernhof und u. a. zur Versorgung des Militärs. In diese Zeitspanne dürfte auch die Anlage der Straße und der anderen Burgi fallen.
Wenn auch einfallende Alemannen ab dem 3. Jahrhundert nach und nach zum Rückzug der Römer aus der Provinz Rätien führten, dessen erstes Verwaltungszentrum Cambodunum war – im 2. Jahrhundert abgelöst durch die Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum (Augsburg) – so war das Gebiet um Bad Grönenbach doch für einige Jahrhunderte Teil des Römischen Reichs.